Langsam auftauchen
aus stundenlangen Träumen
kreisend um Erinnerungen
an ein altes Leben
Der Körper übernimmt
den Seelenschmerz –
jede Bewegung ist eine zuviel.
Und schon wieder
fallen alle Pläne des Tages
auf einen Haufen.
Langsam auftauchen
aus stundenlangen Träumen
kreisend um Erinnerungen
an ein altes Leben
Der Körper übernimmt
den Seelenschmerz –
jede Bewegung ist eine zuviel.
Und schon wieder
fallen alle Pläne des Tages
auf einen Haufen.
Da ist nie nichts.
Da ist immer irgend
ein etwas
und wenn es
Leere ist
die ohne Worte
nach Hilfe schreit.
Einfach mal
vertrauen
laufen lassen
machen lassen
hoffen
und nicht bangen.
Einfach mal
zusehen
gehen lassen
los lassen
glauben
und nicht festhalten.
Einfach mal
nicht alles
im Griff haben
unter Kontrolle
und trotzdem
nicht fürchten.
Aber
vielleicht
auch nicht.
#frapalywo 2/2019 • Tag 7
Was Frau Paulchen schreibt: der impuls für text 7 der #frapalywo lautet: gleiche schlusszeile für alle: „vielleicht auch nicht“ – die zeile stammt aus dem gedicht „windgriff“ von hans magnus enzensberger.
In Nächten
nach lichten Tagen
Traumvolk befiedert
meine Gedanken
schwerefrei und
federleicht
erscheint das Leben.
Sag es nicht!
Sag das Nichtwort nicht.
(Geh nicht. Bleib!)
Halt mich.
#frapalywo 2/2019 • Tag 6 • Ausgewählte Wörter: Traumvolk, befiedert, schwerefrei, Nichtwort.
Was Frau Paulchen sagt: der impuls für text 6 der #frapalywo lautet: „wählt aus den folgenden wörtern von hilde domin eines oder mehrere aus und greift es in eurem text auf: fischherzig, das nichtwort, traumvolk, klimawechsler, schwerefrei, befiedern, heimwehgefiedert“. alle wörter stammen aus unterschiedlichen gedichten von hilde domin.
Du bist so jung – grad erst mal sieben!
Aus deinen wachen Augen blitzt der Schabernack,
wenn du mir zeigst,
wieviele Zähne dir schon wieder fehlen
und wie du Nudeln durch die Lücken schlürfen kannst.
Du bist so stark – wie ein ganz Großer!
Kämpfst mutig jeden Tag und jede Nacht
mit bösen Wichten, Monstern, Dinos
und was sich sonst noch wagt
dir deine Träume weg zu stehlen.
Du bist so groß – schon fast ganz acht!
In deinem Kopf dreht sich die Welt
so schnell, dass keiner folgen kann
und ist allein nur dafür da,
dir alles beizubringen, was du wissen willst.
Du bist ganz zart – von Anfang an bis heut!
Bestehst auf Kuscheln und Umärmelung
so fest, dass es bis ganz zum Herzen reicht
und du gestärkt und sicher
hinaus ins Leben ziehen kannst.
Mein lieber Johnny,
du machst mich so froh!
Mein lieber Johnny,
mit dir geht meine Sonne auf.
Du bist mein Herz, Johnny
Und ich liebe dich so!
#frapalymo 2/2019 • Tag 5 • Für meinen Enkel Johnny 😉
Was Frau Paulchen schreibt: der impuls für text 5 der #frapalywo lautet: „ein geborgter name: nutzt den namen johnny aus bertolt brechts gedicht „surabaya-johnny“ für einen johnny in eurem eigenen text“.
Liebe leis schwebt im Wind,
dein Herz nimmt überhand.
Sommer lacht und schlägt sein Rad,
überfüllt vom goldnen Staub.
Der Skorpion unter seinem Panzer
weiß zu erweichen.
Erklär mir, Liebe:
muss er durch jedes Feuer gehn?
#frapalywo 2/2019 • Tag 3
Was Frau Paulchen schreibt: der impuls für text 4 lautet: „schreibt ein erasure gedicht: streicht also all das weg, das ihr nicht nutzen wollt bzw. behaltet nur die wörter, die ihr haben wollt und verändert dabei nicht die reihenfolge. material für euren text ist das gedicht „erklär mir, liebe“ von ingeborg bachmann.“
Würden alle Tränen,
die ich um dich geweint,
sich verwandeln
in Perlen aus silbernem Schmerz,
und würde ich sie aufreihen
an einem Band,
gewebt aus vergangener Liebe,
um sie zu tragen und die Erinnerung
an dich zu bewahren
Tag um Jahr auf ewig:
ich würde ersticken
an ihrem Gewicht um meinen Hals.
Du bist längst gegangen
ohne Blick und Gedanke zurück,
ein halbes Leben ist das her.
Die Tränen bleiben auf immer
und schlagen Widerhaken in mein Herz.
#frapalywo 2/2019 • Tag 3
Was Frau Paulchen schreibt: der impuls für text 3 lautet: „gleicher titel für alle: „tränenhalsband“ von selma meerbaum-eisinger“
Auf Wiederwegen
durch die Landschaften
meiner Kindheit
so lange
bis alle Erinnerungen
abgelaufen sind
#frapalywo 2/2019 • Tag 2
Was Frau Paulchen schreibt: der impuls für text 2 lautet: „im wiederweg“ – nutzt dieses bild von alfred kolleritsch aus seinem gedicht “landschaft“ und bettet es in euren eigenen text ein.
Heute Nacht
bin ich unten beim Ballast
In dunkelsten Träumen
pflüge ich die Vergangenheit um
An des Kindes statt
kämpfe ich gegen Alp und Mahr
und gegen Seeungeheuer
die uralte Abgründe öffnen
versuche das Grauen zu lösen
die Angst zu vertreiben
Wie lange noch
bis ich endlich frei davon bin
#frapalywo 2/2019 • Tag 1
Was Frau Paulchen schreibt: der impuls für text 1 lautet: „wir borgen uns die folgende anfangszeile: „heute nacht bin ich unten beim ballast“ aus: „nachtdienst“ von tomas tranströmer.
Morgen geht es wieder los mit „Frau Paulchens LyrikWoche“, diesmal mit der Überschrift „Geborgte Worte“. Frau Paulchen schreibt dazu:
#frapalywo bedeutet 7 tage, 7 texte, 1 thema. die lyrikwoche ist eine art spin-of des #frapalymo. sie steht für sich selbst, lädt zum mitmachen ein und erlaubt dichten und verdichten, austausch und miteinander, lesen und denken. und sie ist themenspezifisch.
Ich freue mich drauf, denn das Thema bedeutet, neu zu denken und zu dichten, sich in die Worte eines anderen hinein zu versetzen und doch etwas eigenes zu schreiben. Das wird nicht leicht, aber ich bin gewillt, die ganze Woche mit zu schreiben.
Der Moment
wenn einer meine Hand nimmt
und ich inmitten des Schmerzes
vertrauen kann
und los lassen
wenn ich nur noch atme
und bin
und in mir alles
friedlich wird:
ich warte noch immer darauf.
Nach jedem Fall
in die Tiefe
klebt am Spiegel
der alte Zettel
mit der Beschwörungsformel.
Irgendwann wird alles gut!
Aber wen
will ich damit eigentlich noch
täuschen?
Erschöpft
wie nach einem Marathonlauf.
Dabei hab ich doch nur
wie jeden Tag
versucht
zu überleben.
Wenn ich nur für
einen Herzschlag oder zwei
mich in deine
Umarmung legen darf
bevor ich
alleine
weiter gehe.
sind kleine Geschichten, kurze Momente, Fragmente aus dem wahren oder erdachten Leben und was mir sonst so einfällt. Mit Worten beschrieben, so dass ein Bild entsteht. In deinem Kopf sieht das anders aus als in meinem: das ist Absicht.
Schatten
braucht
Licht
Licht
wirft
Schatten
Bin ich
Schatten
oder Licht?
#frapalymo 2018 30/30
Was frau paulchen schreibt: der impuls für das gedicht am 30. november lautet: „licht“.
Ganz leis
fällt der Schnee
in die klare Nacht
Drinnen
knackt der Scheit
im Kamin
Kerzenlicht
lässt Kinderaugen
hell erleuchten.
An der Tanne
schaukeln sacht
glitzernde Kugeln
Auf der Spitze
thront über allem
der goldene Stern
und unten
stapeln sich Geschenke
in buntem Papier.
O du herrlich
kitschige
Weihnachtszeit!
Jedes Jahr aufs Neue
inszeniert zum Zwecke
des Konsums.
Die Wirklichkeit indes
sieht meistens
anders aus.
#frapalymo 2018 29/30
Was frau paulchen schreibt: der impuls für das gedicht am 29. november lautet: „schreibt ein kitschgedicht“.
Mein liebes Ich,
wenn du in Bälde heimwärts fliegst,
dann erinnere dich!
Erinnere dich an das Licht!
Das Licht, den Duft, das Meer, den Klang,
wie unermesslich gut es tat
so allein zu sein für dich,
so eins mit dir und allem drumherum.
Das wünscht dir sehr
dein andres Ich.
#frapalymo 2018 28/30
Was frau paulchen schreibt: der impuls für das gedicht am 28. november lautet: „schreibt ein postkartengedicht“.
Du, weißt du wie
ein Rabe schreit,
der in rauhen Nächten
verloren
seine Gefährten sucht
und die Kälte
des harten Winterbodens
mit vergeblichen Schnabelhieben
zu vertreiben,
weißt du wie
das ist?
Du, bleib da
leg deinen Mantel
ab und hüte
unsere Seelen
nicht nur in rauhen
Tagen und Nächten.
#frapalymo 2018 27/30
Was frau paulchen schreibt: der impuls für das gedicht am 27. november lautet:
„gleiche anfangszeile für alle – beginnt eure texte alle mit: „du, weißt du, wie ein rabe schreit“ – nach der anfangszeile des gedichts „du, weißt du“ von selma meerbaum-eisinger.