Ich zähle die Regentropfen
an den Zweigen des kahlen Baumes im trüben Novemberlicht.
Wie zart sie erscheinen, wie schillernd
in ihrer Zerbrechlichkeit,
nicht viel mehr als Hülle um ein kleines Nichts.
Ich staune über die Kraft, mit der sie sich klammern
an den schwankenden Grund
als wären sie hier für die Ewigkeit,
und warte auf den Moment,
in dem sie sich lösen mit einem unhörbaren „Plopp“
und zu Boden fallen.
So
fühlt es sich an in der Welt zwischen Lachen und Tränen,
zwischen Brücke und Graben.
Wenn du glaubst, dass du es jetzt geschafft hast
und dass du dir Sicherheit erkämpft hast unter Schmerzen
und endlich belohnt wirst für all die Mühe.
Und wenn du dennoch weißt, dass es nicht von Dauer ist,
dass die Balance nur eine Frage des Zufalls ist
und dann ein Windstoß genügt,
damit du dich löst mit einem nur für dich hörbaren „Plopp“
und wieder einmal zu Boden fällst.
#frapalymo 1/30
Was frau paulchen schreibt:
der impuls für das gedicht am 1. november lautet: „die erste zeile ist für alle gleich“. […] beginnt also euer gedicht bitte alle mit der folgenden zeile aus hilde domins gedicht „abzählen der regentropfenschnur“ und lasst euch zu eigenen bildern treiben. die erste zeile lautet: „ich zähle die regentropfen an den zweigen“.