Der Weg

Noch einmal sah er sich um in den Räumen, die so viel Erinnerung in sich trugen und nun leer und still waren. Schon längst zuvor war das alles für sie viel zu groß geworden. Der Staub hatte sich überall auf den Regalen und Truhen gesammelt, in denen sich Besitztümer stapelten, die nichts mehr bedeuteten. Nichts von diesen Dingen machte glücklich, nichts davon hatte geholfen, sie an diesem Ort und diesem Leben zu lassen.

Die Krankheit schaut nicht, ob Einer arm oder reich ist, verliebt oder einsam, glücklich oder traurig. Sie kommt einfach und nimmt, wen sie sich ausgesucht hat.
Sie hatte sich nicht gewehrt dagegen, nur Sorge gehabt, was aus ihm werden solle. Sie konnte nur darauf vertrauen, dass die Liebe, die im Lauf ihres gemeinsamen langen Lebens nie weniger geworden war, ihm genug Stärke würde geben können.

Jetzt war es Zeit, Abschied zu nehmen von der Vergangenheit und auch die Gegenwart hinter sich zu lassen. Er hatte ihren Körper zu Grab getragen, ihm eine sonnige Ruhestätte geschenkt, die ihrem Wesen entsprach. Ihre Seele und ihr Herz jedoch nahm er nun mit sich auf seinen Weg.
Leise zog er die Haustür zu, legte den Schlüssel unter den großen Stein, sog ein letztes Bild des hell blühenden Gartens in sich auf. Voller Zuversicht setzte er dann seinen Hut auf, nahm den alten Koffer in die Hand und ging einer letzten Zukunft entgegen.

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